20. Dezember
Unsere Weihnachtsvorbereitungen
1. Jahrgang (1925-26) 1. Elisabeth-Brief, Oktober 1925
von unserer Ordensgründerin, Mathilde Otto.
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Mathilde Otto war Vorsitzende der Elisabeth-Konferenzen für die sie regelmäßig Vorträge hielt. Zudem gab es eine Zeitschrift, die deutschlandweit Verbreitung fand, in der diese Briefe veröffentlicht wurden.
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Wählet, wie ihr für eure Lieben wählt - nicht kaltherzig, dass nur etwas gegeben ist, sondern so, dass eure Gabe einem Wunsch und Bedürfnis entspricht.
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Denkt daran, dass der Arme auch ein Recht hat auf Freude, d. h. dass ihr ihm nicht nur das für das nackte Leben Notwendige bringen sollt, sondern darüber hinaus, was Herz und Gemüt erfreut und zeigt, dass hier eine Frau, ein Schwesterherz nachgesonnen hat, wie es nicht nur den Hunger stillen, sondern Weihnachtsfreude wecken kann.
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Verpackt die Sachen hübsch und freundlich. Ein paar Apfelsinen, einige Stückchen Weihnachtsgebäck, ein buntes Bändchen und ein Tannenzweigchen, mit denen ihr eure Weihnachtspäckchen schmückt, sagen den Notleidenden, dass ihr nicht nur unterstützt, sondern in schwesterlicher Hochschätzung und Liebe erfreuen wollt.
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Vermeide Massenbescherungen, bei denen sowohl deine Liebeswerke als auch die Armen zur Schau gestellt werden. So still und ungesehen, wie du es an ihrer Stellte dir selbst wünschen würdest, sollt du ihnen die Freude ins Haus und Herz hineintragen.
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Bringe deine Gaben rechtzeitig, so dass sie noch unter dem Christbaum Platz finden können.
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Vergiss nicht, wo immer du kannst, den christlichen Familiensinn zu wecken; sorge, dass die Mutter ein Bäumlein schmücken kann; beschenke die Mutter so, dass sie dem Manne und jedem Kinde etwas unter den Christbaum legen kann und lege darum deine Gaben insgeheim in ihre Hand; flöße den Kindern den Gedanken ein, auch der Mutter, die so oft leer ausgeht, eine Weihnachtsfreude zu bereiten.
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Vergiss die Einsamen und die Alten nicht, denen in den Weihnachtstagen und besonders am Hl. Abend ihr Recht auf Liebe und darum der Schmerz des Allein- und Verlassenseins besonders hart zum Bewusstsein kommt und auf die Seele drückt.
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Frühzeitig suche zu erforschen, was Not tut und erfreuen kann und wie die Konferenz die Mittel schafft. Eine Sammlung ,,für die Notleidenden (insbesondere für die Kinder und die Alten!) der Pfarrgemeinde zur Weihnachtsversorgung" rührt immer an die Herzen und bringt viel ein. Sie braucht aber Zeit. Und wenn das, was eingeht, in gutem Einkauf und praktischer Verarbeitung (z. B. der Wäsche und Kleidungs- stücke), gut verwertet werden soll, braucht auch das Zeit. Also, früh - jetzt gleich - muss eine Konferenz, die wirklich die Notleidenden ihrer Pfarrgemeinde erfassen will, ans Werk gehen.
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Spätestens am 1. Adventssonntag musst du beginnen mit dem schönsten und edelsten Teil deiner Aufgabe:
Dass sie alle in sich „die Hügel abtragen und die Täler ausfüllen", ihre Seelen rein und heilig und durch die Vereinigung mit dem Gotteskinde wahrer Weihnachtsfreude fähig machen, muss die Sorge einer jeden echten Elisabethschwester sein. -
Vergiss auch nicht die Sorge für deine eigene Weihnachtsfreude. Du sicherst sie dir, wenn du auch in dir selbst die Hügel der Selbstsucht mutig abträgst, die leeren Täler mit Liebe ausfüllst und alles, was diese 10 Weihnachtsgebote vorschrieben, aus dem reinen Antrieb einer wahren Gottesliebe und mit einer „durch Gehorsam zu aufrichtiger Bruderliebe geweihten Seele" tust (Petr. 1, 2). Dann wirst du in dir erfahren, dass, der da kommt, in Wahrheit „der Abgrund der Freude ist, an dem alle Lobgesänge sich erschöpfen". Und erst wenn du diese Freude in dir selbst trägst, wirst du andern wahre Freude geben können.
Mathilde Otto